Modul 2
Partner gewinnen und informieren

Zusammenarbeit lebt von Beteiligung und Information. Je früher alle relevanten Akteure sowohl auf Seiten der Gesundheitseinrichtung als auch auf Seiten der Selbsthilfe über das Vorhaben informiert und darin einbezogen werden, desto höher wird die Akzeptanz und Bereitschaft zur Mitwirkung im Prozess der Selbsthilfefreundlichkeit sein.

Interne Kommunikation: Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen informieren und motivieren

Für die hausinterne Information der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der Gesundheitseinrichtungen lassen sich in der Regel die bereits bestehenden Kommunikationskanäle nutzen. So kann die Gesundheitseinrichtung ihre Fachgremien, internen Medien und andere regelmäßig stattfindenden Anlässe nutzen, um über das Vorhaben, selbsthilfefreundlich zu werden, zu informieren und zur Mitgestaltung der Kooperation einzuladen.

Die Durchführung einer Auftaktveranstaltung, die sich gleichermaßen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses und an die Vertreterinnen und Vertreter von kooperierenden Selbsthilfegruppen wendet, ist ein gutes Veranstaltungsformat, um den Beginn des Vorhabens zu markieren.

Um im Weiteren über die Kooperation mit der Selbsthilfe und den aktuellen Stand der Umsetzung der Qualitätskriterien zu informieren, gibt es viele Möglichkeiten, wie Flyer, Plakate, Artikel in der hauseigenen Patientenzeitschrift oder auf der Internetseite und so weiter. Weitere Maßnahmen werden im Verlauf gemeinsam mit der kooperierenden Selbsthilfe entwickelt.

Externe Kommunikation: Partner finden und einbinden

Viele Gesundheitseinrichtung verfügen bereits über Kontakte zu Selbsthilfegruppen. Häufig sind diese jedoch auf das Engagement einzelner Personen zurückzuführen. Um systematisch die Zusammenarbeit mit der Selbsthilfe aufzubauen, braucht es verlässliche Partner: erste Ansprechpartnerin für das Vorhaben und für die weitere externe Kommunikation sind die regionalen Selbsthilfekontaktstellen.

Selbsthilfekontaktstellen sind örtlich oder regional arbeitende Einrichtungen mit hauptamtlichem Personal. Als professionelle Beratungseinrichtungen sind sie die zentrale Anlaufstelle für alle, die sich über Selbsthilfe informieren möchten, Kontakt zu Selbsthilfeinitiativen suchen oder eine Gruppe gründen möchten. Darüber hinaus nehmen sie eine Wegweiser-Funktion im System der gesundheitlichen und sozialen Dienstleistungsangebote ein.

Als erfahrene Kooperationspartner von Fachleuten aus dem Gesundheits- und Sozialbereich werden sie den Kooperationsprozess fachlich begleiten und die fortlaufende Öffentlichkeitsarbeit gegenüber den Selbsthilfegruppen vor Ort und in den Medien unterstützen.
Die externe Kommunikation zum Thema Selbsthilfefreundlichkeit sollte von Anfang an in enger Abstimmung mit der Selbsthilfekontakstelle erfolgen. So stellen Sie sicher, dass Sie Ihre Kooperationspartner angemessen berücksichtigen und Sachverhalte richtig darstellen.

Die Selbsthilfekontaktstelle ist auch die richtige Ansprechpartnerin, wenn es darum geht, festzustellen, welche Selbsthilfegruppen bereits mit der Gesundheitseinrichtung kooperieren und vor allem: welche weiteren Gruppen aus der Region für eine Mitarbeit angesprochen werden können. Schließlich wollen Sie erreichen, dass Ihre Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörige die Selbsthilfe als Unterstützung für unterschiedliche Gesundheits- und Lebensfragen kennenlernen. Zunächst ist hier an die indikationsspezifischen Selbsthilfegruppen zu denken, darüber hinaus können aber auch andere Selbsthilfegruppen relevant sein: z.B. zu Angst, Depression, Sucht, Trauer, Tinnitus oder auch Adipositas, HIV,…  . Gesundheitliche Fragestellungen, die häufig nicht indikationsrelevant für den Klinikaufenthalt waren, aber Patienten im Alltag nachhaltig beschäftigen. Klären Sie gemeinsam mit der Selbsthilfekontaktstelle, wer für eine Zusammenarbeit in Frage kommt und was sinnvoll ist.

Für Gesundheitseinrichtungen ist es wichtig, die Arbeitsweise und Aufgabengebiete von Selbsthilfekontakstellen zu kennen und mit ihnen eine stabile Kooperationsbeziehung aufzubauen. Damit schaffen sie eine tragfähige Brücke zwischen den regionalen Selbsthilfegruppen und der Gesundheitseinrichtung.

Die Gestaltung der Kooperationsbeziehung mit der Selbsthilfekontaktstelle sollte zu einem späteren Zeitpunkt schriftlich vereinbart werden. Wie diese Kooperationsvereinbarung aussehen kann, ist in Qualitätskriterium 8 beschrieben.

 

HERANGEHENSWEISE

Folgende Schritte sind notwendig:

Partner finden: Selbsthilfekontaktstelle
2.1 Die Gesundheitseinrichtung hat zur Einführung der Selbsthilfefreundlichkeit Kontakt zur örtlichen Selbsthilfekontaktstelle aufgenommen. Eine Übersicht aller Selbsthilfekontaktstellen bieten die „Roten Adressen“ der NAKOS.

Ein erstes gemeinsames Gespräch zum gegenseitigen Kennenlernen ist erfolgt. Die Zielsetzung der Gesundheitseinrichtung und die Arbeits- und Aufgabenbereiche der Kontaktstelle wurden gegenseitig vorgestellt.

Die Partner können sich eine entsprechende Zusammenarbeit vorstellen. Die nächsten Schritte wie z.B. eine gemeinsame Bestandsaufnahme der bereits kooperierenden und für die Kooperation anzusprechenden Selbsthilfegruppen oder die Durchführung einer Auftaktveranstaltung sind vereinbart.

Die Zusammenarbeit wird von der Gesundheitseinrichtung öffentlich herausgestellt.

Bestandsaufnahme der kooperierenden Selbsthilfegruppen
2.2 Der Steuerkreis hat in Zusammenarbeit mit der Selbsthilfekontaktstelle eine Bestandsaufnahme zu bereits kooperierenden und weiteren gewünschten Selbsthilfegruppen erstellt. Die aktuellen Ansprechpartner in den Selbsthilfegruppen und in den relevanten Fachkliniken oder Abteilungen sind benannt.
Handreichung 3: Bestandsaufnahme Selbsthilfegruppen (.pdf)
Öffentlichkeit und Partner informieren
2.3 Alle kooperierenden Selbsthilfegruppen und die Selbsthilfekontaktstelle sind von der Gesundheitseinrichtung über die Funktion, Kompetenzen und Aufgaben des Steuerkreises und der oder des Selbsthilfebeauftragten informiert.

2.4 Die Entscheidung zur Einführung der Selbsthilfefreundlichkeit ist in allen relevanten Gremien und Medien der Gesundheitseinrichtung kommuniziert.

Auftaktveranstaltung durchführen
2.5 Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gesundheitseinrichtung und die örtliche Selbsthilfe findet eine übergreifende Kick-Off- oder Auftaktveranstaltung zur Einführung der Selbsthilfefreundlichkeit statt. In ihr werden das Konzept, die nächsten Schritte sowie die geplante Zusammenarbeit mit der Selbsthilfe vorgestellt.

Planung und Durchführung der Veranstaltung erfolgen in Abstimmung mit der Selbsthilfekontaktstelle und den bereits kooperierenden Selbsthilfegruppen.

Eine Auftaktveranstaltung kann auch öffentlichkeitswirksam genutzt werden und sich an ein größeres Publikum richten.

Weitere Beispiele: Einladung Auftaktveranstaltung St.-Franziska-Stift, Reha (.pdf)

Patienten und Angehörige informieren
2.6 Patientinnen, Patienten und Angehörige sind über das Engagement zur selbsthilfebezogenen Patientenorientierung über die Medien der Gesundheitseinrichtung informiert (z. B. über Internetseite oder Patientenzeitung).